„BRIC & BROC“ ALPEN CHIC

Christian Astuguevieille, Frederic Dedelley, Sonnhild Kestler & Pour Les Alpes



Dezember 2008,

Zürich


Von der besonderen Exotik des Alpinen handelte die Ausstellung. Sozusagen als Gegengewicht zu globalisierten Marken und Produkten hat sich der Trend zum Einheimischen, zum Naheliegenden, ja zum Gewöhnlichen ausgebildet. Diesem neuen Zeitgeist huldigte die Gruppenausstellung Alpine Chic, die eine Reihe von Gestalterinnen und Gestaltern versammelt, deren teils speziell für die Ausstellung entstandene Objekte von einer vertieften Auseinandersetzung mit der Kultur des Alpinen geprägt sind.

Die Textilgestalterin Sonnhild Kestler hat exklusiv für die Ausstellung einen Stoff kreiert, der sich an Ostschweizer Motiven orientiert und dennoch eine über diesen geografischen Rahmen hinaus lesbare Abstraktion aufweist. Aus der Indigo gefärbten Textilie wurden dekorative Kissen, Matratzen, Bettenüberwürfe und Lampenschirme gefertigt, die ohne ihre Wurzeln zu verleugnen ein internationales Flair verströmen.

Kosmopolitisch und dennoch in der alpinen Tradition verhaftet sind die Objekte des Pariser Designers Christian Astuguevieille. Der mit seinen Schnur- und Seilobjekten bekannt gewordene Creative Director hat sich für Alpine Chic auf einen neuen Werkstoff eingelassen. Exklusiv für die Ausstellung hat er ein Daybed, eine Lampe, eine Konsole und einen Paravent aus französischer Kastanie gestaltet, die in ihrer reduzierten Formensprache dem rustikalen Chalet-Chic ihre Reverenz erweisen.

Ebenfalls aus Holz sind die beiden Prototypen, die das junge Schweizer Designer-Duo Tina Stieger und Annina Gähwiler erstmals präsentieren. Sie firmieren unter dem Label Pour les Alpes und verstehen ihre Arbeit programmatisch als "Kooperation von Produktdesign und traditionellem Kunsthandwerk". Die beiden Kommoden, die Stieger/Gähwiler entwickelt haben, basieren auf klassischen alpinen Handwerkstechniken wie Holzschindelherstellung oder Schnitzerarbeiten. 

Zu seinen helvetischen Wurzeln kehrt der Zürcher Produktgestalter Frédéric Dedelley zurück. Die aus lackiertem Styropor gefertigten Beistelltische tragen den ironischen Namen "Deeply Superficial Objects". Formal erinnern sie an überdimensionierte Bergkristalle, die seit Menschengedenken von wagemutigen Strahlern aus dem Berg gebrochen werden. 
Die "zutiefst oberflächlichen Objekte" von Dedelley sind nicht nur Möbelobjekte von bestechender Schönheit, sondern formulieren eine selbstbewusste Reverenz an eine bäurische Objektkultur, deren Qualitäten von zeitgenössischen Designern mit viel Lust und Verve wiederbelebt wird.