FURNITURE & SCULPTURES
Christian Astuguevieille
Dezember 2006, Zürich
"Gebt ihm genug Seil und er möbliert damit das ganze Haus", schrieb die "New York Times" über die spektakuläre Entwurfsmethode des französischen Designers Christian Astuguevieille. Schnüre, Taue oder Seile sind das wichtigste Ausgangsmaterial, mit dem der 63-jährige Universalgestalter operiert, um seine wertvollen Einzelstücke zu konstruieren: Stühle, Sofas, Kommoden, Spiegel, Lampen und Tische, ja sogar Colliers und Bracelets verdanken ihre Existenz diesen profanen Werkstoffen, die unter den begabten Händen des Gestalters zu ungewöhnlichen Formen finden.
Der breiten Öffentlichkeit ist der kreative Universalist nicht wegen seiner Möbel ein Begriff, sondern wegen seiner Tätigkeit für bekannte Modehäuser. Astuguevieille zeichnete Anfang der Neunzigerjahre verantwortlich für alle Lederaccessoires aus dem Hause Nina Ricci. Und er leitet seit 1994 die Parfum-Kreation des Konzept-Modehauses Comme des Garçons. In dieser Funktion hat er bislang mehr als 60 Düfte und die wohl kreativsten Flakons verantwortet. Sowohl beim Parfum wie bei den Möbelobjekten gelingt es dem Designer immer wieder, eingeschliffene Wahrnehmungsmechanismen zu unterlaufen. "Es gibt keine Einschränkungen", sagte Astuguevieille, als er für Comme des Garçons einen Duft entwickelte, der nach Fotokopierer roch - ein "Anti-Parfum", wie er selber meint. "Es ist mir sehr wichtig, die Menschen dazu zu bewegen, sich auf Neues einzulassen, zu träumen, auf eine Reise zu gehen."
Dazu braucht der Ästhet selber nicht weit zu gehen. In seinem Pariser Atelier hat der passionierte Sammler ein reiches Archiv an Fundstücken, Stoffen und Materialien aus der ganzen Welt zusammengetragen. In diesem kulturellen Speicher findet sich sein Formenvokabular; so entwickelt er assoziative Ideen, bricht zu taktilen Entdeckungsreisen auf, die sich schliesslich in seinem gestalterischen Universum niederschlagen: ein inspirierter Geist, der von einer eigentlichen neuen Weltkultur träumt und poetische Geschichten von anderen Ländern erzählt.
