THE 5TH DIMENSION 
Gilbert Bretterbauer

Mai 2008, Zürich

Gilbert Bretterbauer ist Künstler und gestaltet Räume – vom Boden bis zur Decke. Der Teppich korrespondiert mit der Deckenlampe. Ausgangspunkt für diese Objekte in den Räumen – Teppich, Vorhang, Stuhl – ist das Erscheinungsbild der Zeichnung. Nehmen wir den Stuhl. Die Skizze ist der Beginn. Linien verzweigen sich wie Spinnennetze am Papier. Es folgt die Zeichnung. Ein Modell wird gebaut. Das Modell wird in die Wirklichkeit gestellt und überprüft. Der Kreislauf von machen und zeichnen, hin und zurück, ist der Schaffensprozess.

Der Stuhl wirkt wie eine Zeichnung und ist doch zum Sitzen geschaffen worden. Sogar zum bequemen Sitzen. Gilbert Bretterbauer analysierte einen – seinen - Stuhl, in welchem er sehr gerne saß oder sitzt. Er wollte einen „gemütlichen Stuhl“ konstruieren, der den Raum nicht dominiert, der durchsichtig und doch stabil ist. Er fühlte sich in einem „no name“-Stuhl wohl. Er nahm dessen Form als Ausgangspunkt für seine Zeichnungen. Er baute die Struktur nach und entwickelte eine Sitzkonstruktion aus Metall. Doch die Berührung des kalten Materials mit der Haut ist nicht angenehm. Also begann Bretterbauer, die Metallgestänge mit farbigem Garn zu umwickeln. Die Arbeit wurde zu einem meditativen Prozess und das Stuhlobjekt kam zu seiner haptischen, warmen Haut. Im Raum steht ein fragiles Objekt, dessen Konstruktion überrascht. Es sieht fragil aus und ist doch ein Stuhl zum Sitzen. Der Stuhl steht auf einem Teppich. Gilbert Bretterbauer, der Künstler, teilt den Raum. Die Grundformen der beiden Teppiche sind der Kreis und das Quadrat. Der Raum wird definiert durch die Teppiche und zwei Leuchten. Die Ebenen dazwischen - Stuhl, Vorhang - werden Teil der Raumintervention. 

Produktionsprozesse definieren den Beruf des Designers. Seit den 1960er Jahren ist die Verbindung von Kunst und Design ein stetiger Dialog (High and Low, MOMA, 1997, Kirk Varnedoe/Adam Gopnik). Mit der Pop-Art sind die Grenzen aufgelöst. Ab den 1980er Jahren hielt das Design Einzug in die Kunstwelten (Documenta 8) und ist zu deren Bestandteil geworden. Die Begriffe der Produktion und der Funktion sind bis heute Nahtstellen geblieben. Die umwickelten Garne werden im seriellen Produktionsprozess zu farbigen, lackierten Stangen. Der Prototyp kommt als Unikat in die Galerie, aufgrund seiner aufwendigen Produktion. Kunst und Design widersprechen sich nicht, sie ergänzen einander – manchmal in der fünften Dimension.